Da dies immer wieder Thema ist bei schwangeren Frauen und sich viele bei Beratungen danach erkundigen, wollte ich heute das Thema etwas eingehender und ausführlicher beleuchten. Hoffentlich dient dies dann als kleine Orientierungshilfe. Denn je nach geplantem Geburtsmodus, also ob Kaiserschnitt oder spontane, vaginale Geburt – sind ja verschiedene Dinge und Aspekte zu beachten. Ich habe diesen Artikel fürs Portal meinefamilie.at geschrieben.
Gerade beim ersten Kind sagen mir die Frauen häufig, dass sie etwas unsicher sind, weil sie eigentlich keine Ahnung haben was da auf sie zukommt oder wie so eine Geburt eigentlich theoretisch ablaufen wird. Sie hören von allen Seiten diverse Horror-Geschichten und sind dann mehr oder weniger verängstigt je nach Typ und Charakter.
Gerade ich als Hebamme sehe es sehr kritisch, wenn in der Familie dann aufgetrumpft wird, wer denn bisher die schlimmste Geburt zu erleiden hatte. Da finde ich es viel besser und schöner anzuhören, wenn zwar alle erzählen, aber die Horror Szenarien ausgelassen werden und halbwegs neutral berichtet wird. Auch der Satz „Das ist zwar anstrengend und man kommt an die Grenzen, aber man schafft es immer irgendwie und am Ende wird alles wunderbar.“ gefällt mir persönlich besser als „Ich würde nie wieder ein Kind kriegen.“
Ungeachtet der verschiedenen Meinungen rund ums Thema Gewalt in der Geburtshilfe (Darum geht es hier nicht! Das ist ein völlig anderes Thema.), sollte uns allen bewusst sein, dass aufgeklärte Frauen die eine Ahnung davon haben, was auf sie zukommt und welche Möglichkeiten sich ihnen dann bieten, besser mit Wehen und der Geburt zurechtkommen.
Daher ist es zumindest bei der ersten Geburt auf jeden Fall sinnvoll sich zu informieren. Ein Geburtsvorbereitungskurs ist hier wahrscheinlich eine gute Möglichkeit, da er individuell auf die persönlichen Bedürfnisse angepasst ist oder es zumindest werden kann.
Deshalb gibt es auch viele verschieden Kurse, die sich auf die verschiedenen Bedürfnisse von Frauen konzentrieren. Die Krankenhäuser bieten meist Gruppen-Kurse an mit 8 – 15 Paaren oder auch nur Frauen als Teilnehmerinnen. Hebammen-Ordinationen haben meist Kurse in kleineren Gruppen-Zahlen und mit vielen Hebammen kann man sich auch einen Einzel-Geburtsvorbereitungskurs ausmachen, also nur Sie mit oder ohne Partner. Je nachdem wie individuell ihre Wünsche sind, ist dabei für jeden Typ etwas dabei. Möchten Sie also möglichst viele „Gleichgesinnte“ kennenlernen oder lieber etwas privater an die Sache heran gehen? Sie haben die Qual der Wahl…
„Ich bekomme ja ohnehin einen geplanten Kaiserschnitt, also brauche ich keinen Kurs bei dem ich Atmen lerne oder wie ich mich während der Wehen verhalten kann.“
Das ist so nur teilweise richtig. Wissen Sie genau wie so ein Kaiserschnitt abläuft, also eine Sectio caesarea, wie die Ärzte sagen? Hier ist vielleicht ein spezifischerer Kurs sinnvoller, das gebe ich zu, aber auch in dieser Situation gibt es einiges zu besprechen. Für das Baby im Bauch ist so ein Kaiserschnitt ungefähr so, als ob man sie um 4 Uhr morgens mit Licht, Lärm und Kälte aus dem Tiefschlaf holt. Also sehr unangenehm…
Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten das Kind, aber auch sich selbst vorzubereiten. Auch Patientinnen mit primärem Kaiserschnitt brauchen Infos zum Ablauf und der Zeit danach. Ebenso das Stillen und die Babypflege sind Teil eines Vorbereitungskurses. Vielleicht wäre hier eine individuellere Kursform passender.
Die meisten Frauen wollen doch einfach nur wissen, was da ungefähr auf sie zukommen wird, um etwas die Angst davor zu verlieren. Das ist ja auch ein sehr guter Beweggrund und absolut nachzuvollziehen. Mir ginge es wohl genauso wäre ich in dieser Situation.
Wichtig ist zu betonen: Angstmache hat in der Vorbereitung nichts verloren. Liebe Schwangere – Wenn euch jemand mit schlimmen Szenarien, Erlebnissen oder Horror-Geschichten schocken will -Ohren zu und weghören. Das sind Ausreißer oder Einzelfälle und in manchen Fällen sind sie definitiv überzogen. Denn die Statistik gibt mir ohne Vorurteile und ganz neutral recht, dass der Großteil der Geburten rund läuft und komplikationsarm. Natürlich ist das Geburtsempfinden etwas Subjektives, aber wie gesagt ist dies hier nicht das Thema.
Also sollten sie bei ihrer Kurswahl auf folgende Aspekte achten:
- Der/ die KursleiterIn sollte ausreichend qualifiziert sein – also Fachpersonal (im Idealfall Hebamme oder Physiotherapeutin, etc.)
- Klar definierte Leistungen – Dauer, Umfang und Preis
- Festgelegte TeilnehmerInnen-Zahlen
- Eine objektive Aufklärung und Infos ohne dabei Ängste zu schüren, sondern deren Abbau in den Mittelpunkt zu stellen.
Der Respekt sollte bleiben, die Angst darf sich gerne abbauen. Normalerweise machen uns ja unbekannte Dinge und Situationen viel nervöser, als bereits Bekanntes. Daher sollte so ein Kurs dazu dienen den Paaren die Angst zu nehmen, Informationen liefern und Inhalte vermitteln. Die Paare sollten sich am Ende gut vorbereitet fühlen, wissen was in etwa auf sie zukommen wird und was sie alles machen können:
Die Paare oder Frauen (je nachdem) sollten nach dem Kurs… - die verschiedenen Methoden zur Schmerz Bewältigung kennen
- wissen welche Positionen eingenommen werden können, wo und wann welche hilfreich ist
- erfahren, wann das Krankenhaus aufzusuchen ist
- richtig atmen können auch unter Wehen Belastung
- wissen wie sich ein Baby auf den Weg macht, wie dieser aussieht, welche Drehungen und Beugungen notwendig sind und wie genau wir diesen Vorgang unterstützen können
- geburtsvorbereitende Maßnahmen kennen um sich die Geburt zu erleichtern oder zu beschleunigen
- etc.
Selbst wir Hebammen als „Fachpersonen“ für Geburt machen trotzdem einen solchen Geburtsvorbereitungskurs, denn wenn man selbst in der Situation ist, ändert sich plötzlich der Blickwinkel. Man ist ja nun auf „der anderen Seite“ und selbst betroffen. Außerdem wollen wir natürlich auch unseren PartnerInnen nicht die Chance entgehen lassen, sich weiter zu bilden um eine bessere Unterstützung im Kreißzimmer zu sein.
Auch für das 2. oder 3. Kind gibt es spezielle Vorbereitungskurse und Angebote, also für Mehrgebärende die speziell darauf abzielen, die erneute Geburt noch intensiver wahrzunehmen, oder Aspekte zu verändern, die letztes Mal nicht nach Wunsch gelaufen sind. Selbstwahrnehmung und Selbstwirksamkeit, ebenso wie das Gefühl der Kontrolle sind starke Elemente jeder Geburt und wirken sich unmittelbar auf das Empfinden der Gebärenden ein.
Zusätzlich werden auch noch Kurse angeboten, die speziell auf Atmen abzielen, wie das Hypnobirthing, oder ganz gezielt auf die körperliche Vorbereitung eingehen. Für Frauen die sich etwas ausgefallenes wollen, gibt es auch Geburtsvorbereitung im Wasser. Das Angebot ist also abwechslungsreich und es sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Schauen Sie einfach im Internet, nutzen Sie Suchmaschinen oder www.hebammen.at. Natürlich können sie jederzeit Ihre betreuende Hebamme oder Geburtsklinik um eine Empfehlung bitten.
Informieren Sie sich rechtzeitig und nutzen Sie das Angebot 😉
Copyright meine familie.at Brauche ich so einen Geburtsvorbereitungskurs wirklich? – meinefamilie.at